In Anwesenheit zahlreicher internationaler Spitzenvertreter des Liberalen Judentums, der weltweit größten jüdisch-religiösen Strömung, fand am 5. September 2024 in einer Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Trägerin des Abraham Geiger Kollegs (AGK) die feierliche Ordination von 2 Rabbinerinnen sowie 6 Kantoren und Kantorinnen statt. Das AGK hat in den 25 Jahren seines Bestehens mehr als 50 Studierende erfolgreich ordiniert. Seine Absolventen bekleiden ihre Ämter in liberalen Synagogen weltweit und in Einheitsgemeinden in Deutschland wie etwa der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. „Wir sind stolz auf die Erfolge und die internationale Anerkennung des AGK und seiner Absolventen sowie auch darauf, dass wir die liberale Strömung des Judentums, die bekanntlich in Deutschland, insbesondere auch in Berlin ihre Wurzeln hat, von hieraus wieder aktiv unterstützen können“, betont Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Gerade in heutiger Zeit der Gefahren des wachsenden Antisemitismus für die jüdische Gemeinschaft habe die religiöse Betreuung in den Gemeinden höchste Priorität.
Rabbiner David Maxa, Repräsentant der World Union of Progressive Judaism (WUPJ) im neugegründeten Lenkungsausschuss des AGK, bekräftigt seine Verbundenheit mit dem AGK und seinen Absolventen: „Es ist mir ein Bedürfnis, die weltweite Bedeutung des Abraham Geiger Kollegs als das progressive Rabbiner- und Kantorenseminar in Deutschland, der Wiege des progressiven Judentums, hervorzuheben. Diese Bewegung war in dem einzigartigen intellektuellen Klima der Aufklärung von deren Idealen geprägt und hat sie gefördert. Vor der Shoah war das progressive Judentum zur größten jüdischen Konfession innerhalb des pluralistischen Spektrums der jüdischen Stimmen geworden. Die Fähigkeit des AGK, Rabbiner und Kantoren für Deutschland, Europa und darüber hinaus auszubilden, ist unverzichtbar, um neue Gemeinden aufzubauen und sie für die Zukunft zu rüsten“, so Rabbiner Maxa.
Miriam Kramer, Präsidentin der European Union of progressive Judaism (EUPJ) ergänzt: “Meine Verbindung zum Abraham Geiger Kolleg reicht mehr als ein Jahrzehnt zurück. Ich war bei mehreren Ordinationen dabei und habe die Vereinbarung mit der Universität Potsdam über die Unterbringung des Kollegs dort mitunterzeichnet. Viele der Ordinierten sind zu Freunden geworden und einer von ihnen, Rabbiner Adrian Schell, ist mein Rabbiner in meiner Londoner Gemeinde geworden“. Dies zeige deutlich das Ansehen und die Bedeutung das AGK in der jüdischen Welt, insbesondere in der progressiven Strömung, und die Qualität seiner Ausbildung.
Rabbiner Alexander Grodensky, Vorsitzender der Liberalen Rabbinervereinigung e.V., fügt persönliche Eindrücke hinzu: „Es bereitet mir große Freude, neun Jahre nach meiner eigenen Ordination am Abraham Geiger Kolleg, erneut einer feierlichen Ordination meiner Alma Mater beizuwohnen und die nunmehrigen rabbinischen Kolleginnen, Kantorinnen und Kantoren im Berufsleben persönlich willkommen zu heißen“. Das Liberale Judentum habe seinen Ursprung in Deutschland. Es sei somit Teil des deutschen Erbes, wenngleich ausgerechnet das Liberale Judentum in Deutschland durch die Shoa praktisch vernichtet wurde. „Trotzdem ist das Liberale Judentum heute die weltweit größte Strömung innerhalb des Judentums. Mit seinen progressiven Positionen wie der Gleichstellung von Frauen und LGBTIQ Personen bedarf es des besonderen Schutzes durch die Bundesrepublik Deutschland und ihre Institutionen, auch vor weniger an Gleichstellung interessierten, weniger progressiven und reaktionären Kräften“, so Grodensky.
Und Irith Michelsohn, Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland (UPJ) K.d.ö.R., freut sich auf weitere Ordinationen des AGK: „Wir benötigen dringend weitere Absolventen in unseren liberalen Gemeinden und gehen davon aus, dass staatliche Zuwendungsgeber ihre Unterstützung für das eigenständige liberale Judentum und seine erfolgreiche Ausbildungsstätte in Potsdam fortsetzen“.
Absolventen des Abraham Geiger Kollegs:
- Rabbinerin Avigail Ben Dor Niv wird tätig in liberalen „Migwan“-Gemeinde in Basel, Schweiz.
- Rabbinerin Sophie Bismut tritt dem Rabbinerteam von „Judaisme en Mouvement“ (JEM) bei, als erste Rabbinerin in Marseille und Montpellier.
- Kantor Milan Andics ist seit Mai 2024 als Kantor in der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen angestellt.
- Kantor Dmitry Karpenko übt seit 1999 die Tätigkeit als Kantor der Union der Gemeinden des progressiven Judentums in Russland aus.
- Kantorin Shulamit Lubowska ist seit 2023 als Kantorin der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Magdeburg tätig.
- Kantor Yoed Sorek wird weiterhin selbstständig arbeiten.
- Rabbinerin/Kantorin Alina Treiger amtiert als Rabbinerin in zwei jüdischen Einheitsgemeinden in Niedersachsen.
- Kantorin Anette Willing beginnt ihre Tätigkeit in der Liberalen Jüdischen Gemeinde Region Kassel e.V. Emet weSchalom.