Gemeinde

Zugehörigkeit zur Gemeinde
Sich einer Synagoge anzuschließen, bedeutet nicht nur, ein Formular zu unterschreiben, sondern wirft viele Fragen nach dem Status, dem Glauben und dem Engagement der betreffenden Person auf. Progressive Synagogen sind im Allgemeinen offen für alle, die sich ihnen anschließen möchten und erkennen an, dass nur wenige moderne Juden in derselben Art und Weise glauben und handeln. Man ist bereit, die Menschen anzunehmen, „wie sie sind“, und die Gemeinden lassen eine große Bandbreite verschiedener Einstellungen zu. Dies schließt weder aus, dass sich eine Synagoge an gewissen Grundsätzen orientiert, noch dass sie diese in ihren Unterrichtsangeboten oder Beratungsgesprächen vertritt. So wie es einen Pluralismus innerhalb des Judentums als Ganzem gibt, so kann in jeder Synagoge Raum für individuelle Verschiedenheit sein.

Jüdischer Status
Nur eine Person mit jüdischem Status (das Kind einer jüdischen Mutter oder eine Person, die vor einem Bet Din konvertiert ist) kann sich einer Synagoge anschließen. Auf dem Formular über die Mitgliedschaft bestätigt die betreffende Person durch ihre Unterschrift, dass sie jüdisch ist. Einige Synagogen verlangen hierfür Belege, zum Beispiel die eigene Ketuba oder diejenige der Eltern. Jüdische Personen, die mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet sind, haben ein volles Recht auf die Gemeindemitgliedschaft. Die nichtjüdischen Partner können nicht Mitglieder der Synagoge werden, doch sie sind eingeladen, an allen Aktivitäten teilzunehmen. Die Mitgliedschaft in einer Synagoge verleiht keinen jüdischen Status.

Jüdische Paare, die nur zivilrechtlich verheiratet sind, dürfen Gemeindemitglieder werden, auch wenn keine religiöse Hochzeit unter einer Chuppa stattfand. Dies steht ihnen jedoch nach wie vor als eine Möglichkeit offen, die sie in Erwägung ziehen sollten. Jüdische Personen, die getauft wurden oder sich haben taufen lassen, erscheinen vorher vor einem Bet Din, um ihren angenommen Glauben abzulegen und den Wunsch der Rückkehr ins Judentum zu erklären. Alle Personen, deren Status zweifelhaft ist, werden vor der Anerkennung ihrer Gemeindemitgliedschaft mit dem zuständigen Rabbiner die weiteren Schritte klären.

Glaube an Gott
Der Glaube an den einen Gott ist der Kern des Judentums. Doch es wird von niemandem ein Bekenntnis über bestimmte Glaubensinhalte als Bedingung für die Gemeindemitgliedschaft verlangt. Einige Juden sind Atheisten (d.h. glauben nicht an Gott), Agnostiker (d.h. lassen es offen, ob es einen Gott gibt) oder Freidenker (d.h. die glauben zwar an Gott, unterstützen jedoch keine organisierte Religion). Dennoch betrachten sie sich oft selbst als jüdisch und identifizieren sich stark mit der jüdischen Gemeinschaft. Sie akzeptieren ebenfalls viele andere Glaubensinhalte des Judentums, zum Beispiel die Achtung vor dem Leben, die Bedeutung der Gemeinschaft für Menschen oder die ethischen Forderungen und halten einige rituelle Bräuche ein. Das Judentum hat das persönliche Verhalten stets über die Reinheit des Glaubens gestellt und hat selten von Juden verlangt, Erklärungen über ihren Glauben abzugeben. Bei der Bar/Bat-Mitzwa zum Beispiel – dem offizielle Eintritt in das jüdische Erwachsenenleben – weist der Jugendliche nach, dass er die Fähigkeit erworben hat, aus der Thora zu lesen und den Text zu verstehen, legt aber kein Glaubensbekenntnis ab. Hinzu kommt, dass es als etwas Natürliches und nicht als Fehler gilt, Zeiten des Zweifels zu haben, wie sie auch einige biblische Personen hatten, zum Beispiel Mose (Exodus 4,10-14 [Schemot]) und Gideon (Richter 6,36-39). In allen Epochen waren Rabbinen in der Lage, zuzugeben, dass einige Aspekte des Judentums sie verwirrten, doch dies änderte nichts an der Loyalität ihrer Religion gegenüber. Es ist wünschenswert, dass sich jemand dem Glauben an Gott verpflichtet, doch man kann auch ohne bestimmte theologische Voraussetzungen ein religiöses Leben führen. Selbst überzeugte Atheisten können am Gemeindeleben teilnehmen und von ihm profitieren. Es kann sein, dass sie um ihres Ehepartners oder der Kinder willen den Wunsch haben, sich einer Synagoge anzuschließen. Dies ist keine Heuchelei, denn es ist nicht nötig, etwas vorzuspielen. Für viele Menschen ist der Anschluss an eine Synagoge vielmehr eine Möglichkeit, herauszufinden was das Judentum bedeutet und wo man seinen Platz finden kann. Für andere ist die Zugehörigkeit zu einer Synagoge und die Mitgliedschaft in einer Gemeinde eine Identitätsbekundung, keine Glaubensfrage.

Wissen und Engagement
Es wird kein Mindestmaß an Kenntnissen über das Judentum erwartet, wenn sich eine Person einer Gemeinde anschließen will, doch denjenigen, die nur einen schwachen jüdischen Hintergrund haben, wird empfohlen, die Erwachsenenbildungsmöglichkeiten der Synagoge bzw. deren Bibliothek zu nutzen. Einige Synagogen sind bestrebt, die Gemeindemitgliedschaft auf diejenigen zu beschränken, die sich in der Gemeinde engagieren wollen. Sie lassen die Kandidaten wissen, dass man von ihnen eine aktive Teilnahme am Gemeindeleben und einen regelmäßigen Besuch der Gottesdienste erwartet und sie ansonsten nicht in die Gemeinde aufgenommen werden können. Die meisten Synagogen stellen keine derartigen Bedingungen, betonten aber, dass die neuen Mitglieder eingeladen sind, sich in einer Weise zu engagieren, die ihnen entspricht. In fast allen progressiven Synagogen gibt es einen Ausschuss, der neue Mitglieder betreut oder andere Möglichkeiten, durch die sichergestellt wird, dass die neuen Gemeindemitglieder den anderen vorgestellt oder von ihnen besucht werden, damit sie sich als Teil der Gemeinde fühlen können.

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