arzenu Deutschland ist eine Plattform für Jüdinnen und Juden, die sich für einen jüdischen, demokratischen und pluralistischen Staat Israel einsetzen und sich für die Möglichkeiten eines freien und selbstbestimmten Lebens nach jüdischen Werten in Deutschland und Israel engagieren. arzenu sieht sich als progressiv-religiöse Ergänzung der bereits bestehenden zionistischen Angebote in Deutschland. arzenu Deutschland ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein.
arzenu Deutschland ist als regionale Vertretung des arzenu Weltverbandes fest in die internationalen Strukturen der zionistischen Gemeinschaft eingebunden und beteiligt sich ideell, wie personell an deren Weiterentwicklung. arzenu Deutschland versteht sich auch als zukünftige Dachorganisation von regionalen arzenu-Gruppen und als Plattform progressiv-zionistischer Aktivitäten.
arzenu Deutschland e.V.
Erez Jisrael: Das verheißene Land
Denn von Zijon geht die Lehre aus, und das Wort des Ewigen von Jeruschalajim. Jes 2,3
Der Gott Israels, das Volk Israel und das Land Israel, Erez Jisrael, stellen im traditionellen jüdischen Verständnis eine Einheit dar. Israel (»Gotteskämpfer«) war zunächst der Name des Stammvaters Jakob, den er erhielt, als er mit dem Engel Gottes rang (Gen 32,25–31). Der Name ging auf seine Nachkommen über und bezeichnete später das nördliche Königreich der zehn Stämme im Gegensatz zum südlichen Königreich Juda. Das Königreich Israel ging 722 v. u. Z. unter, als die Assyrer seine Einwohner deportierten; der Name hat sich aber erhalten und über die Zeiten eine religiöse Färbung angenommen. Der Begriff Erez Jisrael (»Land Israel«) wurde und wird jüdischerseits als Alternative zu dem von den Römern festgelegten Namen Palästina gebraucht.
Die Verheißung des Landes, die auf den Bund Gottes mit dem Stammvater Abraham zurückgeht, ist allen geschichtlichen Ereignissen zum Trotz ungebrochen. Nach religiösem Verständnis ist die Landgabe aber abhängig von der Erfüllung der Gebote durch das Volk Israel. Seine Bindung an das Land kommt in vielen biblischen Bildern zum Ausdruck. So heißt es im Buch Jesaja 62,4, dass das Land die Braut des Volkes sei. »Zion« ist seit biblischer Zeit ein Synonym für Jerusalem und seinen Tempel geworden und steht schließlich auch für das Land Israel selbst. Auch nach der Vertreibung der Juden aus Jerusalem durch die Römer im Jahr 135 u. Z. hat es stets eine jüdische Präsenz in Erez Jisrael gegeben. Mit dem Aufkommen des politischen Zionismus und den verstärkten Einwanderungswellen wurden Ende des 19. Jahrhunderts die Grundlagen für einen jüdischen Nationalstaat in Erez Jisrael geschaffen. Im Jahre 1948 erfolgte schließlich die Unabhängigkeitserklärung und damit die Gründung des Staates Israel. …
… Der Zionismus stellt nach wie vor die Frage nach der eigenen Identität. Er hat erreicht, dass ein jüdischer Mensch in Israel leben kann, ohne dass ihm sein Judesein zum grundsätzlichen Problem wird und ihn in eine Randexistenz drängt, so wie ja auch die Emanzipationsbewegung das Ziel hatte, dass Juden als freie Menschen an der Gesellschaft teilhaben und teilnehmen sollten. Der Zionismus stärkt somit auch der jüdischen Gemeinschaft in der Diaspora den Rücken. Für liberale Juden und Jüdinnen geht es bei der Landverheißung und ihrer Erfüllung nicht einfach um ein Besitzrecht, sondern vor allem um eine Aufgabe. Das wird auch in der Unabhängigkeitserklärung des an sich säkularen Staates Israel deutlich. Denn dort heißt es über den jüdischen Staat, er werde sich auf Freiheit und auf Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten stützen. Damit ist ein Konzept vorgegeben, auch wenn es – schaut man auf die aktuelle Politik – nicht immer verwirklicht wird.
Die nordamerikanische Reformbewegung formulierte in ihrer Miami Platform (1997) ihr Verhältnis zu Israel und zum Zionismus so: »Die Errungenschaften des modernen Zionismus: die Schaffung des Staates Israel, die Wiederbelebung der hebräischen Sprache, die Aufnahme von Millionen Immigranten, die Verwandlung verwüsteter Orte in blühende Wälder und Felder, die Entwicklung einer blühenden neuen Wirtschaft und Gesellschaft, sie sind ein Sieg des jüdischen Geistes, für den es keine Parallele gibt. Wir halten an unserer Liebe zu Zion fest. Wir sind entschlossen, auf den Tag hinzuwirken, an dem jedes jüdische Herz voller Stolz und Zuversicht ist, weil die Verheißung erfüllt ist (Ps 126,1–2): ›Führte der Ewige Zions Rückkehrende zurück: wie Träumende wären wir! Dann wär’ voll Lachens unser Mund und unsere Zunge jubelvoll; dann spräche man unter den Völkern: Großes tat der Ewige an diesen!‹«
Gerade liberale Juden halten die Freiheit und Menschenwürde des Einzelnen hoch und wehren allen Tendenzen, hier Eingriffe vorzunehmen. Das liberale Judentum verbindet sein volles Ja zum Staat Israel deshalb gegebenenfalls auch mit starker Kritik an konkreten Missständen. Jerusalem ist seit 1973 auch der Hauptsitz der Weltunion für Progressives Judentum. Das ist Ausdruck der Solidarität mit dem Staat Israel, der in einer wirklich prophetischen Situation, nach der Schoa, zur realen Heimstätte für das jüdische Volk geworden ist. Doch unsere Solidarität als Juden der Diaspora muss durch Israel auch solidarisch beantwortet werden. Das heißt, dass man unsere Treue und Anhänglichkeit nicht auf existenzielle Proben stellen darf. Denn wir halten auch für wahr, was der Oberste Gerichtshof in Jerusalem in seinen Entscheidungen immer wieder deutlich macht: Israel ist sowohl ein jüdischer Staat als auch ein Staat aller seiner Bürger, die nichtjüdischen Bürger eingeschlossen.
Mit arzenu Deutschland besteht unter dem Dach der UpJ ein Zusammenschluss von Jüdinnen und Juden, die den progressiven Zionismus vertreten und in Deutschland stärken möchten: www.arzenu.de
Aus: Andreas Nachama, Walter Homolka und Hartmut Bomhoff, Basiswissen Judentum, Freiburg i. Br. 2015. Dort gibt es im Kapitel „Eretz Jisrael. Das verheißene Land“ auch weiterführende Informationen zur Bedeutung Jerusalems, zur Ererbung des Landes und zur Rückkehr nach Erez Jisrael, zum politischen Zionismus, dem jüdischen Aufbauwerk in Palästina, der fünften Alija und der Staatsgründung 1948.